Notizen des Bauherrns - Theresienstrasse

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Haus Nr. 19
 

Geschichte zum Anwesen
Theresienstrasse 19 in Ingolstadt

1. Fortsetzung

Das Gebäude

Das Seitengebäude

Im Seitengebäude befand sich im Erdgeschoss eine Waschküche. Diese wurde im Jahr 1903 mit zwei Geschossen überbaut.

Die Bauherren haben sich damals keine neuen Wände geleistet, sondern einfach die Außenwände der bestehenden Häuser mitgenutzt. So ist auf die alte Waschküche eine neue Wand hochgezogen und um zwei neuen Etagen aufgestockt worden. Ein Teil des Gebäudes der ehemaligen Synagoge ist die Grenze im Norden und das Anwesen Wellenhofer (ehemaliger Stall) die Grenze im Westen.

Im Süden des Seitengebäudes, unter der Altane ist der Raum um etwa einen Meter höher als das normale Niveau des Erdgeschosses. Bislang hat keiner gewusst weshalb; jetzt weiß man es.

Genau nördlich auf der Grundstücksgrenze zum Haus Nr. 21 und 1 Meter östlich der Grundstücksgrenze des Haus Nr. 23 haben wir eine Zisterne wieder entdeckt. Die Zisterne hat einen Durchmesser von 1,80 m und eine Tiefe von ca. 3 m unter dem ehemaligen Erdgeschossniveau. Diese Zisterne wurde offenbar im Zuge des barocken Umbaues geschlossen.

Auf den Plänen des Sandner Modells vom Jahr 1572 ist diese Zisterne eingezeichnet. Auf dem Plan vom Jahr 1816 ist die Zisterne nicht mehr existent. Hier ist lediglich der Überbau der Altane neben dem Waschhaus eingezeichnet.

Die Zisterne war mit Schutt und diversem Unrat befüllt. So wie es aussieht, wurde sie als Abfallgrube für Fäkalien, zerborstene Tongefäße und Gläser verwendet.

Beim Ausgraben bis zum Grund der Zisterne sind allerlei Tonscherben und Glasscherben zum Vorschein gekommen. Viele Knochen waren auch zu finden. Der Grund der Zisterne besteht aus Jurakalk und ist stark verdichtet.

Der Inhalt war so locker, dass er mit der Hand bzw. mit einer Maurerkelle leicht geborgen werden konnte. Eine Schicht lässt darauf schließen, dass der Inhalt der Öfen hineingeschüttet worden ist. Sie besteht aus Holzkohleresten und ist ca. 10cm hoch.

Beim Freilegen des Fußbodens im Erdgeschosses kamen im Bereich der alten Waschküche alte Solnhofener Jurafliesen zum Vorschein, welche die ursprüngliche Bepflasterung des Waschhauses bildeten. Im Bereich des alten Hofes sind alte Tonscherben zum Vorschein gekommen.

Die Außenwände haben ein kurzes Bogenfundament und sind in den Lehmboden gemauert.


Das Hinterhaus
Das Hinterhaus ist im Plan des Sandner Modells eingezeichnet. Es war damals doppelt so groß in Ost-West-Richtung wie heute. Daraus ist zu schließen, dass das Hinterhaus von 1572 (Sandner Modell) zerstört worden ist und an dieser Stelle zwei neue Gebäude entstanden.

Innen ist die Westseite im Erdgeschoß mit rotem Zementputz verputzt. Dies ist eigene Wand für das Hinterhaus. Beim Einbau der Eisenträger an die Decke des Erdgeschosses wurde festgestellt, dass zwischen der Wand dieses Hinterhauses und der Wand des Nachbarhauses ca. 10 cm Abstand sind. Die Außenwand des Nachbarhauses im EG ist von außen Verputzt. Es ist davon auszugehen, dass auch das Nachbargebäude historisch eine eigene Wand hat und vorher gebaut worden ist, als das Hinterhaus im Anwesen Theresienstrasse 19.

Das Erdgeschoss des Hinterhauses hatte einen Ausgang zu dem Anwesen in der Schulstrasse. Es war sowohl von der Theresienstrasse als auch von der Schulstrasse erschlossen. Eine Tür oder eine andere Verbindung zum Anwesen Theresienstrasse 23 wurde bislang noch nicht gefunden.

Die Fundamente des gesamten Hinterhauses mussten unterfangen werden. Hierbei wurde der Gewölbekeller im östlichen Teil gesichert und mit einer Mauer überbaut, damit er in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten bleibt.

An der Nordseite des Hinterhauses der Grenze zum Anwesen Schulstrasse wurde ein Eichenpfahl gefunden, der ursprünglich zur Unterstützung des Fundamentes gedient hat.

Im ersten Geschoss des Hinterhauses ist eine alte Stuckdecke. Aus dem Verlauf der Stuckatur kann geschlossen werden, dass zu früheren Zeiten dieses Hinterhaus entweder aus einem Saal bestand oder aus zwei Räumen. Heute befinden sich in diesem Saal drei Räume. Die zwei Wände liegen in West-/Ostrichtung. Diese Wände sind mit großformatigen Ziegelsteinen (Klosterformat) gemauert. Die darin eingebauten Türen haben eine Höhe von ca. 1,80 m. Die Scharniere der Türblätter sind verzinnt. Daraus ist zu schließen, dass die Türen aus dem 17. Jahrhundert stammen. Dies spricht auch dafür, dass Ziegelsteine aus dieser Zeit für den Einbau der Wände verwendet worden sind. Dies vorausgesetzt ist die Stuckatur dieses Saales älter als die Wände und stammen aus der Zeit zwischen 1572 (Sandner Modell) und dem 17. Jahrhundert.

Die Hohlkehlen dieser Decken sind bemalt. Die Bemalung könnte ihrer Form nach aus dem Barock stammen. Sie ist nicht die ursprüngliche Bemalung. Das Dachgeschoss dieses Anwesens wurde voraussichtlich um 1870 ausgebaut und mit einer Holzwand in zwei Räume geteilt.

Neben dem Kellergewölbe vor dem Hintergebäude im westen wurde der alte Hofbrunnen frei gelegt. Er hat einen Durchmesser von 1,15 m. Dieser Brunnen ist im Stadtplan des Jahres 1816 eingezeichnet. Er wurde im Rahmen der Sanierungsarbeiten, als das Gebäude an die Kanalisation angebunden wurde, zugeschüttet. Die Orginaltiefe konnte nicht mehr festgestellt werden. Es wurde ca. 2 m nach unten gegraben. Bei dem Aushub handelt es sich um Bauschutt, alte Pflastersteine, wenig Knochen und einige Tonscherben wurden gefunden. Zugeschüttet wurde der Brunnen hauptsächlich mit Kies.


Das Vorderhaus
Im ersten und zweiten Obergeschoss des Vorderhauses, in den Räumen zur Theresienstrasse, ist der Fußboden mit Eichenparkett belegt. Das Eichenparkett wurde im Jahr 1887 verlegt. Zeitungsreste, die unter das Parkett gelegt waren, tragen das Datum 26. Oktober 1887.

Im Dachgeschoss wurden zwei Zimmer eingebaut. Bei der Sanierung des Daches wurde ein Holzbrett entdeckt, mit der Aufschrift Högener am 2. Oktober 1872. Der Bauherr Högener hat sich öfters auf den Brettern verewigt. Dadurch ist eine genaue Datierung des Ausbaus zwischen 1870 und 1879 möglich.

Im Jahr 1872 wurden die Fenster des Dachgeschosses verkleinert auf das heutige Maß. Auf einem Foto aus dem Jahr 1865 sind noch die Originalfenster zu sehen. Das mittlere Fenster war größer als die beiden anderen. Es wurde zum ein- und ausladen genutzt. der Speicher war Vorratsspeicher.


Im Treppenhaus des ersten Stock im Vorderhauses wurde im eine eingemauerte alte Tür entdeckt. Sie ist ca. 1,80 m hoch und 70 cm breit. Dies dürfte der ursprüngliche Eingang zu den Räumlichkeiten im ersten Stock gewesen sein. Das Treppenhaus wurde ursprünglich in einem lindgrünen Farbton gehalten, der auf Putzresten noch erkennbar ist.

Ein dendrochronologisches Gutachten ergab, dass die Balken des Dachgeschoss im Jahr 1579 im Ostallgäu geschlagen worden sind. Sie wurden nicht für diesen Dachstuhl gezimmert. Dies zeigt sich aus den Einkerbungen der Balken, die nicht zu diesem Dachstuhl gehören. Es ist davon auszugehen, dass sie in einem anderen Ingolstädter Haus oder aus den Vorgängergebäuden Verwendung gefunden haben und erst Anfang des 18. Jahrhunderts im Rahmen des Gesamtumbaues des Vorderhauses für diesen Dachstuhl verwendet worden sind.


Gute Nachbarschaft
Am 01. Mai des Jahres 1776 hat Adam Weißhaupt mit drei Studenten im Nachbargebäude in dem Saal, der 1904 zur Synagoge umgebaut worden ist, den Geheimbund des Bienenordens gegründet, aus dem später der Geheimbund der Illuminaten hervorgegangen ist.

Zu dieser Zeit gehörte das Anwesen Theresienstrasse 19 dem Kloster Niederschönenfeld. Es wurde als Stadtresidenz des Klosters verwendet. Nicht ausgeschlossen ist, dass der Kanzler des Klosters, der im Anwesen Theresienstrasse 19 gelebt hat, ebenfalls Mitglied der Illuminaten war.


Ingolstadt, den 02. April 2007
Eckehard W. Gebauer

 
 
 
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