Haus Nr. 19 - Theresienstrasse

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Geschichte

Geschichte von Haus 19
von Robert Girsch (Dipl.Sw. univ.)


1. Wirtshaus am Weinmarkt
1.1 Erste Hinweise aus der frühen Neuzeit


Im Grundbuch von 1613/14 finden wir die Witwe des Hans Rhumpff verpflichtet, für die auf dem Haus lastenden Gefälle aufzukommen. Nachgetragen wurden als Hausbesitzer Adam Sartori, der offenbar nur kurz, vielleicht als Erbe an das Haus kam, dann der Gastgeb (Wirt) Georg Mayr, Hanns Schaal und schließlich Johann Jacob Schirmbeckh, Mitglied des Äußeren Rates. Da Hans Rhumpff 1613 bereits verstorben war, könnte der Besitz der Familie bis ins 16. Jahrhundert zurückgehen. Eine Rekonstruktion bis zum Steuerbuch von 1516 gelingt jedoch nicht sicher. Unter der Voraussetzung, dass das große Weinmair-Anwesen mehrere Gebäude am Weinmarkt, Weinstädel und Wohnhaus, heute Theresienstr. 9 bis 13, umfasste, wird das spätere Rumpff-Haus seinerzeit einem Peter Heyligmann gehört haben. Ob auch er als "Gastgeb" tätig war, wird nicht genannt. Die im ältesten Steuerbuch von 1463 genannten Hausbesitzer am Weinmarkt lassen sich leider nicht sicher einzelnen Anwesen zuordnen. Der Hausbesitzer Georg Mayr lässt sich noch öfter nachweisen. Am 14. Dezember 1629 nahm Georg Mayr, gastgeb, mit seiner Ehefrau Katharina ein erstes Darlehen von 305 fl auf. Schon im September 1630 musste das Ehepaar ein weiteres Darlehen von 200 fl in Anspruch nehmen, wieder wurden das Hab und Gut der Familie als Sicherheit gestellt. Dass der Wirt Georg Mayr 1633 bereits verstorben war, bezeugt schließlich ein Vertrag vom 14./24. Oktober 1633, mit dem die Erbengemeinschaft des Brauers Sebastian Schießl ihr Wirtshaus am Weinmarkt (heute Theresienstr. 23) an den Schneemüller und Brotmeister Alexander Schmidt verkaufte. Ausdrücklich zählte das Nebenheusel [Theresienstr. 21] der Schießl, zwischen dem Wirtshaus und dem Mayrschen Haus, nicht zur Verkaufsmasse. Die (Wieder-)Geburtsstunde des eigenständigen Anwesens mit der heutigen Hausnummer 21 schlug erst um 1636, als die Erbengemeinschaft Schießl ihre andere und kleinere Nebenbehausung an den Stadtprokurator Ulrich Eberl verkaufte.Bald nach 1633 muss der Verkauf des Mayrschen Hauses erfolgt sein, und zwar an Hanns Schall, burger und gastgeb, und seine Ehefrau Apolonia. Beide nahmen im Dezember 1638 bei dem Innern Rat und städtischen Oberbaumeister Johann Sigmund Ruepp Geld auf. Zur Sicherheit wurde das Haus am Weinmarkt gestellt, ausdrücklich gelegen neben der Rohrmairschen Erbengemeinschaft (Theresienstr. 17) und der Familie Eberl (Nr. 21). 1639 ist der Wirt Hanns Schall als Hausbesitzer am Weinmarkt, zwischen Rohrmair und der Witwe Katharina Eberl, unter den zur Kriegshülff Anlag veranschlagten Hausbesitzern.

1.2 Wirtshaus des Hans Jacob Schirmpeck


Hans Schall ist spätestens 1646 wohl noch recht jung verstorben: Am 25. Januar 1647 schloss seine Witwe Apolonia mit ihren Kindern (Elisabeth 12, Johannes 10, Maria 8, Katharina 7 Jahre und Antonius 1 Jahr) einen Erb- und Versorgungsvertrag. Ausdrücklich sollten die Söhne studieren dürfen, bis sie ihr magisterey erreichten. Auch die Töchter sollten ihrem stand gemesser versorgt und mit speiß und claydern unterhalten werden. Im Stadtsteuerbuch von 1647 wird ebenfalls die Witwe des Gastgebers Hans Schalln geführt, als Nachfolger wiederum Hanns Jacob Schirmpeckh nachgetragen. Dass der neue Besitzer die Witwe Apolonia Schall geheiratet hatte, wird noch 1661 deutlich, als Apolonia ihrem zweiten Ehemann nochmals die Morgengabe, bestehend aus Bargeld und Hausrat, bestätigte. Hans Jacob Schirmpeck scheint im Oktober 1648 auch als neuer Nachbar der Witwe Katharina Eberl [Theresienstr. 21] auf. Schirmpeck war wie seine Vorgänger als Gastgeb (Wirt) auf dem Anwesen tätig. Er zählte schon in den 1660-er Jahren zu den Honoratioren der Stadt, denn er lässt sich 1661 als Verwalter des Heilig-Geist-Spitals, 1665 als Innerer Rat und Bürgermeister nachweisen. Als Besitzer des Anwesens am Weinmarkt wird er im Steuerjahr 1663/64 für die so genannte Türkenanlage veranschlagt. In den 1670-er Jahren fungierte er als Verwalter des Reichen Almosens. Allerdings sah er sich im Alter mehrmals zur Aufnahme von Darlehen gezwungen, wobei der die wirtsbehawsung auf dem Weinmarkht als Sicherheit stellte. Schließlich führten die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und ein arger Fehltritt zu einem gesellschaftlichen Abstieg und dazu, dass Schirmpeck sogar wegen gewiser ursachen zu verhafft gebracht wurde. Seine Ehefrau Apolonia gab am 15. Juli 1679 zu Protokoll, dass ihr Ehemann arretiert worden sei, weil er sich geweigert habe, Strafgelder zu bezahlen. Auf die Hintergründe des Falls Schirmpeck weist Edmund Hausfelder hin, der angibt, dass unser Hausbesitzer am 26. Januar 1677 als Rat wegen Exzeß ratione adulterii abgesetzt worden war, wobei ihm der Ehebruch auch noch eine Geldstrafe von 100 lb Pfennigen eingebracht hatte. 1681 war Hans Jacob Schirmpeck verstorben. Seine Witwe verkaufte am 4. Februar 1681 ihre ufm Weinmarckht zwischen H. Johann Federl p. und den Prennerischen Erben ligedt frey aigenthumbliche behaußung mit dem Zubehör an ihren Schwiegersohn, den Neubürger Marx Spreng, und ihre Tochter Catharina Spreng. Der Witwe wurde ein lebenslängliches Wohnrecht eingeräumt. In einem nicht datierten, aber vor 1700 entstandenen Steuerbuch erscheint nochmals der Gastgeb Marx Spreng als Besitzer.22 Bereits 1692 hatte der Wirt, der nun auch als Bierbräu bezeichnet wurde, ein zweites Anwesen am Milchmarkt gekauft.
2 Bürgermeister Johann Caspar Reisser von Knodorf

Wohl in den ersten Jahren nach 1710 erfuhr das Anwesen einen Bedeutungswandel, der auch bauliche Veränderungen mit sich gebracht haben wird. Der Wirt Marx Spreng war nach 1695 in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und musste sein Vermögen einer Zwangsversteigerung überlassen - ist auf der Gandt wurde nach der damals üblichen Floskel vermerkt. In den Büchern mit den Briefprotokollen, die üblicherweise Besitzübergänge dokumentieren, findet sich der nun folgende Übergang nicht. Vielleicht führten die Umstände des Konkursverfahrens dazu, dass der Wechsel nicht auf dem üblichen Wege verbrieft wurde. Im Steuerbuch der Stadt von 1720 lassen sich jedenfalls zwei Besitzveränderungen belegen: Zunächst war die Witwe Ursula Rattmannsperger an das Anwesen gekommen, vermutlich durch ein Höchstgebot bei der Sprengschen Gantsache. Ursula Rattmannsperger war eine vermögende Witwe, hatte sie doch den Bierbrauer Adam Rattmannsperger geheiratet. Die Rattmannsperger besaßen damals Anwesen in der Schulgasse, zu denen auch der große Stadel (seit 1712 zur Theresienstr. 19) gehörte. Die Witwe veräußerte dann um 1709 das Haus an den Ingolstadter Bürgermeister und Inneren Rat Johann Caspar Reisser und dessen Ehefrau Anna Maria. 1712 war der 1669 geborene Bürgermeister sicher schon einige Zeit im Besitz des ehemals Schirmpeckschen Hauses am Weinmarkt. Reisser, offenbar Jurist, zählte zu den wohlsituierten Bürgern der Stadt, immerhin war der Bürgermeister auch kurfürstlicher Rat und Rechnungsaufnehmer der Landschaft (Landstände). Besondere stadtgeschichtliche Bedeutung genießen die Stiftungen des Ehepaars Reisser. Allein das bekannte Reisser-Benefizium in der oberen Stadtpfarrkirche wurde 1737 mit einem Kapital von 2000 fl ausgestattet. Im Testament Reissers vom 8. Juli 1738 wurde das Augustinerkloster mit weiteren 2000 fl und das Kloster Gnadenthal mit 1000 fl bedacht. Das Blatternhaus zu Ingolstadt wurde als Universalerbe eingesetzt. Reisser hatte die Hofmark (Grundherrschaftsbezirk) Knodorf erworben und war geadelt worden, um die Grundherrschaft, die die so genannte Edelmannsfreiheit voraussetzte, ausüben zu können. Als Wappen wurde Reisser ein schwarzer Schild, in dem ein schreitender Löwe in den Pranken eine zerrissene Schnur hält, verliehen.

Reisser hatte offenbar besondere Pläne für das Anwesen. Denn er begann es durch Aufkäufe zu erweitern: Am 10. April 1712 kaufte er für 560 fl den großen Stadel der Rattmannsperger an der Schulgasse (heute Schulstraße), wenige Tage später einen Garten der Bürgermeisterswitwe Siebenhärl (des ehmaligen Schießl-Anwesens), der ebenfalls an Gebäude der Schulgasse stieß. Schließlich erwarb Johann Caspar Reisser ein weiteres Nachbargrundstück, und zwar einen Hofraum, der offenbar unmittelbar an sein Anwesen bzw. am 1712 erworbenen Stadel angrenzte. Für 60 fl übernahm er am 14. Juni 1719 von Johann Martin Byber, Weißbierwirt, und seiner Ehefrau Barbara ein beederseiths an Herrn Dr. Menradts Haus und zu 35 Schuech lang und 26 Schuech praithes, anligentes Höfl. Das an zwei Seiten an dem Hof des Dr. Menradt (auch als Professor überliefert) – Eigner des Anwesens mit der heutigen Nummer Theresienstr. 15 – angrenzende Höfchen war demnach ca. 10,5 m lang und 8 m breit. Es existierte eine Hofmauer, deren Bauunterhalt an Johann Caspar Reisser übergehen sollte. Johann Martin Byber aus Neuburg hatte übrigens die in der Schuelgassen ligent... Lämplwirths Behausung im Jahr 1714 gekauft. Wenig später nahm Reisser beim Kirchenpropst der oberen Pfarre ein Darlehen von 300 fl auf, das er mit seinem aufm Weinmarckht liegenden Haus absicherte. 1730 war Reisser dann selbst Kirchenpropst zur oberen Pfarre. Das Höfchen des Johann Martin Byber muss nahe dem großen Stadel in der Schulgasse und dem Anwesen am Weinmarkt (Theresienstr. 19) gelegen haben. Deutlich wird dies schon 1712 im Kaufvertrag zwischen Johann Caspar Reisser und Ursula Rattmannsperger: angedachten Herrn Burgermaister Reisser Behausung und gegen der Schuelgassen hinaus zwischen Herrn Burgermaister Johan Sibenharls Gahrten [wenig später ebenfalls aufgekauft] und Johan Glaser [Vorgänger Bybers], Lampelwihrts Behausung ligent, frey aigenthumblichen Stadl. Der Stadel scheint bereits 1629 auf, als die Witwe Barbara Schießl ihre Liegenschaft an ihren Sohn Leonhard, ebenfalls Bierbrauer, und seine Ehefrau Barbara verkaufte. Zum Gut zählte ausdrücklich der Stadel, gelegen zwischen dem Haus und dem Stadel des Georg Schäfflers in der Schulgasse. Das Brauhaus Schießl am Weinmarkt scheint schon im ältesten Band der Ingolstadter Briefprotokolle, 1610 begonnen, auf. Johann Caspar Reisser von Knodorf, Bürgermeister und kurfürstlicher Rat, bewohnte etwa drei Jahrzehnte das Anwesen. Die gesellschaftliche Stellung des Hausbesitzers führte sicher zu einer repräsentativen Ausgestaltung des Hauses. Reisser verstarb schließlich am 17. April 1740 im Alter von 71 Jahren. Er wurde in der Frauenkirche unter dem Musikchor begraben. Ein Epitaph in der Georgskapelle gegen die Westwand erinnert an den Bürgermeister und kurfürstlichen Beamten.

3 Kastenamt des Klosters Niederschönenfeld
3.1 Kauf des Klosters Niederschönenfeld 1741


Am 4. August 1741 teilte das Kloster Niederschönenfeld der Stadt mit, dass es das Haus des Bürgermeisters Reisser kaufen wolle. Der Magistrat stimmt dem Verkauf zu, wollte aber die üblichen Steuern, auch Sondergefälle wie Herdsteuer und Brunnengeld, einfordern. 1743 ist zu erfahren, dass sich die Witwe Reissers – wohl zur Sicherung ihres Lebensabends – noch ausstehende 3.000 fl Kaufsumme zu 4 Prozent jährlich verzinsen ließ. Der Kauf des Reisserschen Anwesens durch das Kloster am 17. August 1741 wird auch durch die erhaltene Klosteramtsrechnung von 1755/56 bezeugt: der in Anno 1741 khäuflich eingethonn Reiser. Behausung ufm Weinmarckht.Außerdem hatte sich die Witwe Anna Maria Reisser ein Wohnrecht in der unteren Wohnung vorbehalten, das sie noch lange wahrnehmen konnte: Sie blieb bis zu ihrem Tod am 19. Dezember 1754 im Alter von 90 Jahren hier wohnen. Das Kloster Niederschönenfeld war schon lange in der Stadt vertreten, denn es besaß seit dem frühen 14. Jahrhundert Grundbesitz in und um Ingolstadt. Diese Rechte gingen auf eine Schenkung des Königs und späteren Kaisers Ludwig des Bayern von 1322 zurück, wobei das Kloster in den Jahrhunderten danach weitere Immobilienkäufe vornahm. Zum Zeitpunkt der Aufhebung im April 1803 wurden vom Kastenamt 23 Grundholden, darunter 13 Bauern, zu Ingolstadt, zwei zu Unterhaunstadt und je einer zu Oberhaunstadt, Feldkirchen und Wettstetten verwaltet. Zu den grundherrschaftlich verbundenen Anwesen zählte auch das Brauhaus Schießl, wie einem Schreiben Johann Wolfgang Meltretters, er war schon damals Kastner, vom 29. Dezember 1722, zu entnehmen ist.

 
 
 
 

3.2 Hinweise auf Nutzung und Reparaturen 1756 und um 1792


Zwar haben sich leider nur wenige Bände der Ingolstadter Kastenamtsrechnungen des Klosters erhalten, ihnen können gleichwohl einige interessante Hinweise auf die Nutzung im 18. Jahrhundert entnommen werden. Demnach wurde dem Amtsvorstand, dem Kastner Johann Wolfgang Meltretter, das gesamte erste Obergeschoss 1741 als Dienstwohnung zugeteilt: das mir Castner der mittere Stockh zur Wohnung genedig verwilliget worden. Die anderen Etagen wurden vermietet. Im zweiten Obergeschoss war seit 1753 der Major de Mouche aus dem Regiment Graf Minuzzi eingemietet. Der Offizier war kein zufriedenstellender Mieter: 1755 hatte er von der Jahresmiete von 30 fl nur 22 fl bezahlt. Meltretter musste ihn heuer aber yber öffters ermahnen, nichts weitters bezalt. De Mouche blieb bei seinem Abzug 1756 dann insgesamt 45 fl schuldig. Ihm folgte im September 1756 der Hauptmann Schuech vom Regiment Baron Pechmann. Dann trug Meltretter ein, er habe die Logi in obern Stockh besichtiget, mithin weillen das große Zimmer mit guet zuegerichten Sesslen, Tafflen und Tyschen versehen. Der Kastner hoffte auf ein besseres Mietverhältnis, weil Schuech ein teitscher, ser höflicher Officier sei. Die Wohnungen wurden weitgehend möbliert vermietet. So musste der Kastner 1756 die mit grünem Tuch überzogenen Sitzmöbel der oberen Wohnung, gantz zerfetzte Sessl, neu beziehen lassen. Schließlich bemerkte der Kastner, dass das Erdgeschoss bis zu ihrem Tod im Dezember 1754 von der betagten Witwe Reisser bewohnt worden war. Ab dem 2. Februar 1755 wurde der undere Stockh für 22 fl an einen Herrn von Müller vermietet. Es existierten auch Keller, wobei der hindere Keller gegen der Schuelgassen dem so genannten Schäffbräu Johann Zeiselmayr vermietet worden war. Der für 1755/56 bezeugte Bauunterhalt weist keine größeren Baumaßnahmen aus. Abgerechnet wurden in diesem Jahr nur der Abbruch von 2 ruinose Öfen des Erd- und zweiten Obergeschosses, die wieder neu gesetzt wurden, wozu man 36 neue Kacheln, 19 Ziegel und ein neues Ofen Thierl brauchte. Zwei weitere Öfen wurden ausgebessert. Nach dem Abzug der Mieter wurden im Erd- und im zweiten Obergeschoss Putzausbesserungen vorgenommen, die Wände geweißelt und die Fenster – so anders nothwendtig repariert..., damit die Successores mit Ehren und Zufridenheit wider einziechen khönnen. Dabei erfahren wir, dass die Verputzarbeiten auch in den 2 Fletz, Gäng und Küchel stattfanden. Die mit weissen Pflasterstainen, wohl Kalkschieferplatten, belegten Fletze im ersten und zweiten Obergeschoss waren schadhaft und wurden ausgebessert. Die Arbeiten führte der Stadtmaurermeister Veit Haltmayr aus, der 7 Wägel Mörtel, 5 Scheffel Kalk und 15 weiße Pflastersteine in Rechnung stellte. Bemerkenswert ist, dass auf dem Anwesen auch eine eigene Kalkgrube unterhalten wurde.

Die Kreuzstockfenster des zweiten Obergeschosses waren mittig bei der Überblattung von Kämpfer und Setzholz schadhaft: beim Creutz aine Faulung gehabt. Ein Spengler überzog die schadhaften Stellen mit Weißblech und Zinn, damit das Regen Wasser nit einsützen kan. Allerdings stellte man auch einen größeren Schaden an der (wohl hofseitigen) Umfassung fest, weil die Abortgrube, wo die 3 Loca [Aborte] zusammen gehen, defekt und durchlässig geworden war. Auch hatte es Beschwerden aus der Nachbarschaft gegeben, weil der s.v. Unflat ... durchgegossen und die Haubt Mauer dardurch were ser schadthafft worden. Die Grube musste daher geräumt und neu ausgemauert werden. Darüber hinaus wurden hofseitig eine neue Dachrinne angebracht und die hindere schadthaffte Mauer beim Thor ausgebessert sowie die Dächer ausgebessert, die ausdrücklich mit Ziegeltaschen (Biberschwanzziegel) gedeckt waren.Zur Reparatur des Tors – möglicherweise des Tors in der Schulstraße – erhielt man eine Torschwelle aus Eichenholz aus dem Arsenal des Stadtbauamtes. Das Hofgebäude scheint in dem Rechnungsbuch nicht eindeutig auf. Nur an einer Stelle ist von den auszubessernden Stallungen und einem benachbarten Hofstübl die Rede: Dem Major de Mouche war dieser Raum zur Unterbringung von Pferdefutter vermietet worden. Nach seinem Auszug musste man in dem hindern, zu Fourage ingehabten Hofstübl an der innern und aussern Thier die Schlösser ausbessern. Erst für die Verwaltungsjahre 1791/92 und 1792/93 sind wieder Rechnungsbücher erhalten: der größte Teil der Klosterregistratur hat die Säkularisation offenbar nicht überstanden. Die Bücher wurden von dem Juristen Ferdinand Jehlin geführt, der mittlerweile das Amt des Klosterkastners zu Ingolstadt übertragen bekommen hatte und die Dienstwohnung im Haus bewohnte. 1791 wurde nur sehr wenig für Bauunterhalt ausgegeben. Lediglich Ausbesserungen an Kachelöfen, Küchenherden und am Fußboden des Getreidekastens wurden vermerkt. Im folgenden Rechnungsband von 1792/93 wird deutlich, dass man weiterhin vermietete, und zwar die oberste Wohnung an einen der vier Ingolstadter Bürgermeister, der jährlich 70 fl Mietzins zahlte. Der Keller unter dem Getreidekasten war an den Bierbrauer Joseph Seitz vermietet. Von einem weiteren Mietverhältnis ist nicht mehr die Rede.1792 stand eine Dachreparatur an, weil durch das schadhaffte unnd in viele Weg durchlöchete Tachung ... Wasser häufig in das Gemäuerwerch eingetrungen. Zu mehr Dauerhafftigkeit wurde das Dach – am First ? - durchaus mit Eissenblech beschlagen, wozu man 385 Pfund Blech beim Kupferschmied Georg Keilshofer bestellte. Veit Haltmayr, der Maurermeister, war für die Dacharbeiten und die Anfertigung eines Planes zuständig. Für den Kauf der großen neuen blechenen Tachrinnen zahlte das Kloster enmal einen Vorschuss von 100 fl aus.

3.3 Klosteraufhebung und Privatisierung des Hauses


Mit der gesetzlich verordneten Aufhebung des Klosters Niederschönenfeld am 1. April 1803 wurde der Ingolstadter Kastenamtsbeamte von der Klosteraufhebungskommission übernommen. Er sollte die Zerschlagung des Klostervermögens zu Gunsten der Staatskasse abwickeln. Am 20. April 1803 teilte Ferdinand Jehlin mit, dass nun auch das Kastenamtshausund der Getreidekasten definitiv versteigert werden sollen. Er verlangte vom Magistrat die Anerkennung eines Gemeindeanteils (Nutzungsrechte an kommunalen Besitzungen) wie sie andere alte Anwesen der Stadt besaßen. Am 13. Mai 1803 wurde der Auftrag an Jehlin, sowohl das Haus als auch den Getreidekasten, der ganz separiert stand, zu verkaufen, erneuert. Der Verkauf sollte per Höchstgebot nach einem öffentlichen Ausrufen und Trommelschlag am 17. Juni erfolgen. Bis zum 18. Juni 1803 hatte sich aber niemand gefunden, lediglich der Freiherr von Donnersberg, ein Offizier, der gerade als Mieter im Haus lebte, hatte ein Gebot von 1600 fl abgegeben, das der Staat nicht akzeptierte. Erst das Gebot des Nürnberger Boten Georg Rieger, das dessen Anwalt Steinle überbrachte, von 2500 fl sowohl für das Haus als auch für den Getreidekasten wurde angenommen.Johann Georg Rieger brachte der Erwerb kein Glück. Zwar konnte er sofort 1000 fl bar anzahlen, doch mit der vereinbarten Restzahlung geriet er in Schwierigkeiten, weil er zunächst sein altes Haus nicht verkaufen konnte und ein Schulder ihm die Rückzahlung eines Darlehens säumig blieb. Zwar folgten 1804 weitere 1000 fl, doch die restlichen 500 fl blieben aus. 1806 befand sich Rieger in einem Konkursverfahren. Auf Bitten der Vormünder der Riegerschen Kinder und einiger Gläubiger erließ die Regierung 1808 200 fl und die angefallenen Zinsen, weil das versprochene Gemeinderecht für das Anwesen am Einspruch der Stadt gescheitert war. Aus der Konkursmasse Rieger erwarb Franz Heidinger um 1808 den Besitz, den er vor 1812 dem Müller Johann Heidinger vererbte oder übergab. Auf Johann Heidinger folgte um 1819 der Stadtapotheker Matthias Seeholzer, woraufhin dem Haus die Apothekergerechtsame verliehen wurde. 1830 übergab Matthias Seeholzer, Apotheker, das Anwesen mit dem Kloster Niederschönenfeldischen Getreidekasten in der Schulstraße und dem mittlerweile für 1200 fl gekauften benachbarten Stadel Nr. 39 (ehemals Bürgeramtshaus mit Schergenstube, Schulstraße 12) an Michael Seeholzer

Lange war das Anwesen dann im Besitz der Stadtarztes Dr. August Seeholzer. Später wurde noch die Witwe Louise Seeholzer als Eigentümerin des Hauses Nr. 11 (Theresienstr. 19) geführt, ihr folgte Heinrich Derbfuß, Schneidermeister. Im späten 19. Jahrhundert war das Anwesen an den Privatier Clement Högner gekommen. 1871 wurde unter ihm ein Stockwerk auf das Hofgebäude aufgebaut und im Hofraum eine Altane angebaut. 1903 wurde unter Högner die Grundstücksentwässerung modernisiert. Der ehemalige, nicht mit dem Haus an Derbfuß verkaufte Getreidekasten mit der alten Hausnummer 37 (Schulstraße 14) war noch vor 1900 von der Witwe Seeholzer verkauft und dann zum bürgerl. Brauhaus umgewandelt worden. Der östlich benachbarte Stadel – angeblich einst das so genannte Bürgeramtshaus und vor 1830 von der Familie Seeholzer angekauft - gehörte als Nr. 39 in der Schulstraße nun einem Conrad Oberndorfer. Die im Stadel eingebaute Schergenstube für den Stadtgerichtsboten war grundrechtlich als Haus 39 ½ ausgebrochen worden und war damals noch Eigentum der Witwe Seeholzer und Genossen, die mittlerweile das Haus Theresienstr. 25 besaßen. Dieser große Stadel wurde erst 1933/34 unter seinem damaligen Eigentümer, dem Seifenfabrikanten Franz Illinger, Theresienstr. 15, zu einem Wohnhaus mit Lagerräumen und einer Garage umgebaut.

 
 

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Verfasser

Abkürzungen

Robert Giersch
Dipl.Sw.(univ.)
Forschungen zur
Bau- und Stadtgeschichte

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Faszikel
Gulden
Folio
Gerichtsliteralien
HistorischerAtlas von Bayern

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Bayer. Hauptstaatsarchiv
Klosterliteralien
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Stadtarchiv Ingolstadt

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Staatsarchiv München
Tabelle
Urkunden
Kreuzer

 
 

Quellenverzeichnis            
Stadtarchiv Ingolstadt: Bände B 42, B 43, B 44, B 46b, B 52b, B 53b, B 56 Ratsbücher: 1740/42
Briefprotokolle: 1610/13, 1629/30, 1630-33, 1638-47, 1648-59, 1660-67, 1667-77, 1678-86, 1687-99, 1709-16, 1717-22, 1727-31, 1755
Akten: A V, Nr. 109, 112, A XIX, Nr. 25, A 4246 Hochbauamt: A 1988 Häuserbuch: Blatt 37
Druckschriften: "Zur Erinnerung an den kgl. und bischöflichen geistlichen Rat und Domkapitular Joh. Baptist Reisser". o.J. Pläne: Nm 15431
Bayerisches Hauptstaatsarchiv:
Klosterliteralien Niederschönenfeld 111 Klosterliteralien: Fasz. 989, Rechnung 1755/56, 1791/92, 1792/93, 1802/03, 1803/04 Staatsarchiv München: Kataster 9508
Gedruckte Quellen:
Götz, Johann Baptist: Die Grabsteine der Ingolstädter Frauenkirche (1428-1829). In: Sammelblatt der Historischen Vereins für Ingolstadt. 44. Heft/1925. S. 135.
Ostermair, Franz Xaver: Führer durch Ingolstadt. Ingolstadt 1896 Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt. 15. Heft/1890
Stadt Ingolstadt et al. (Hg.). Ingolstadt – Vom Werden einer Stadt. Ingolstadt 2000

 
 
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